Jacques Derrida (1930-2004)
Jacques Derrida verstarb in der Nacht vom 8. auf den 9. Oktober 2004 in Paris im Alter von 74 Jahren. Frankreich verabschiedet sich von einem seiner grossen Intellektuellen, die Philosophie von einem der bedeutendsten Denker des 20. Jahrhunderts.
In Deutschland galt der stark von Heidegger beeinflusste Franzose lange Zeit als Buhmann und Scharlatan; er erhielt jedoch 2001 den Adornopreis der Stadt Frankfurt und fand auch -auf der politischen Ebene und unter dem Eindruck des 11. Septembers- mit Jürgen Habermas zusammen.
Derridas Werk ist umfangreich und schwierig. Einer der wichtigsten Begriffe daraus, Dekonstruktion, taucht in fast allen Artikeln auf, die in den wenigen Tagen seit seinem Tod erschienen sind. Es ist erschütternd, zu sehen, wie wenig man von Derrida verstanden hat. Besonders peinlich Der Spiegel:
Kern seines Denkens war die Annahme, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Verschiedene, auch sich widersprechende Deutungen betrachtete er gleichzeitig als wahr. Um dies zu beweisen, wendete Derrida eine eigene Methode an, den so genannten Dekonstruktivismus. Dabei werden Texte so zerlegt, dass keine "wahre Interpretation" mehr möglich ist.
http://www.spiegel.de/kultur/gesellschaft/0,1518,322418,00.html
Berühmt wurde der weißhaarige Philosoph durch den Dekonstruktivismus, der ab den 1960ern große Bedeutung besonders in den Geisteswissenschaften erlangte. Mit dieser Methode des kritischen Analysierens wollte er nachweisen, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Dabei konzentrierte er sich auf die Sprache und zeigte, dass diese vielschichtig sei und somit mehrere Interpretationen zulasse.
Der Weg zum objektiven Verständnis liege in der Zergliederung (Dekonstruktion) der innewohnenden Strukturen und Regeln eines Textes und der Freilegung der inneren Widersprüche, so Derrida
http://www.netzeitung.de/ausland/308544.html
Von der Unmöglichkeit einer wahren Interpetration
Der Kern seines Denkens war die Annahme, dass es keine absolute Wahrheit gibt. Verschiedene, auch sich widersprechende Deutungen betrachtete Derrida gleichzeitig als wahr. Um dies zu beweisen, wendete er eine Methode an, die als Dekonstruktivismus bekannt wurde. Dabei werden Texte so zerlegt, dass keine "wahre Interpretation" mehr möglich ist. Die Dekonstruktion hat den Diskurs der siebziger und achtziger Jahre geprägt. Derridas Texte, die Denk- und Gattungsgrenzen in Frage stellen und mit Begriffen spielen, wurden von vielen als unverständlich angesehen.
Neben dem Begriff der "Dekonstruktion" ist eine andere Vokabel in seinem Werk zentral: "Differenz". Während die klassische Philosophie nach Einheit und Ordnung strebt, bestand Derrida darauf, Unterschiede stehen zu lassen und "das Andere" als Fremdes anzuerkennen. "Unter allen Tugenden Jacques Derridas", sagte sein Kollege Pierre Bourdieu einmal, "ist die wertvollste seine Fähigkeit, einen kritischen Blick auf die Philosophie zu werfen".
http://www.tagesschau.de/aktuell/meldungen/0,1185,OID3690110_REF1,00.html
Nein, Dekonstruktion ist nicht Zergliederung oder Zerlegung! Etwas besser der österreichische Kurier, der wenigstens, wenn auch ohne Quellenangabe einen Franzosen zitiert, der es besser weiss:
Der Kultur- und Sprachphilosoph wurde bekannt, weil er die abendländische Metaphysik in Frage stellte. Er ging davon aus, dass es in der Literatur - wie auch in der Musik, der Kunst und der Architektur - mehrere Bedeutungen gebe, die der Schaffende nicht zwangsläufig gewollt oder selbst verstanden habe. "'Dekonstruieren' heißt, eine Vorstellung, eine Einrichtung oder einen Wert zu nehmen und seinen Mechanismus zu verstehen, indem man den Zement entfernt, aus dem er gemacht ist", fasste ein Kritiker einmal zusammen. Beeinflusst wurde Derrida in seinem Ansatz vom Philosophen Martin Heidegger und dem Psychoanalytiker Sigmund Freud.
http://www.kurier.at/kultur/762443.php
"La 'déconstruction', c'est prendre une idée, une institution ou une valeur et en comprendre les mécanismes en enlevant le ciment qui la constitue. Au-delà de cette expression, qui peut intriguer ou faire fuir, c'est un philosophe qui peut aider à la compréhension de la société", résumait Franz-Olivier Giesbert en le recevant en 2002 à la télévision.
http://www.lemonde.fr/web/article/0,1-0@2-3382,36-382445,0.html
http://www.lesoir.be/rubriques/cultur/page_5177_262584.shtml
Dekonstruktion ist nicht eigentlich ein textanalytisches Verfahren, sondern eine radikale Absage an die Metaphysik der Präsenz und den Logozentrismus.
In Of Grammatology, Derrida analyzes and criticizes Western Philosophy beginning with the pre-Socratics to Heidegger and beyond. His fundamental criticism of Western Philosophy is that it privileges or favors "logos," or speech. According to him, logos claim and pretend to exhibit a direct form of language and therefore, a tight closeness to a specific "presence" or center of identity/subjectivity. Western Philosophy while praising logos, debases "writing." Ironically, these philosophers try to imprint writing with logos patterns. Thus, writing or "texts" claims and pretends to exhibit a presence of identity/subjectivity, a presence of authority, and a presence of power.
To debunk this idea, Derrida develops a method to identify these patterns. He calls it "deconstruction." What deconstruction does is to identify logocentric paradigms, such as dichotomies, and show that the possibility of presence within any contextual language is in constant "play" and "differs" continously in relation to something else, and because of this, only a "trace" of the subject/object exists.
http://www.popcultures.com/theorists/derrida.html
Aber dies sind alles nur Marginalien zu dem, was ich hier eigentlich sagen wollte: Derrida hat mir, obwohl ich sehr wenig von seinem Werk wirklich gelesen und ihn vor allem aus zweiter Hand rezipiert habe, sehr viel gegeben.